Performance auf der Kühlungsborner Seebrücke

Performancekünstlerin in Residenz

In den Wochen von Mitte Januar bis Mitte Februar schneiderte die aus der kanadischen Provinz Québec stammende Performerin Christine Comeau an einem Kontrast für den kalten und verschneiten Winter. Die 32-jährige Künstlerin, die mit ihren Projekten bereits in Brasilien, Portugal, Schweden und der USA zu Gast war, begeisterte unser Haus und die Einwohner Kühlungsborns mit ihrer Arbeit. Ihr thematischer Schwerpunkt ist das Nomadensein in unserer heutigen Gesellschaft. Die Globalisierung zwingt die Bevölkerung der großen kleinen Welt zu einer ständigen Bewegung. Folge ist das Gefühl einer Orientierungs- und Heimatlosigkeit. Die Künstlerin stellt diese Emotionen mit Hilfe von speziell geschneiderten Kostümen dar, die die Beweglichkeit des Körpers einschränken und eine gewisse Beklemmung bei dem Träger auslösen. Es wäre als schlüpfe man nicht nur in einen Anzug, sondern auch in eine neue Identität. Ihre Arbeiten präsentiert Cristine Comeau bei skurrilen Modeschauen und Performances in der Natur oder typischen Plätzen der Region. Diese dokumentiert sie mit Fotos, die dann in Ausstellungen zum Betrachten einladen. Ein paar Aufnahmen entstanden so bei eisigen Temperaturen in Klein Nienhagen.

Kühlungsborn (OZ) - Eine Szene wie aus einem Science-Fiction-Film: Zwei blaue Gestalten, die miteinander verbunden sind, laufen schlurfenden Schrittes über die Kühlungsborner Seebrücke. „Mama, was soll das bedeuten, springen die jetzt ins Wasser?“, fragt ein Kind. Die Mutter schaut ratlos. Sascha Röhricht, ein freiwilliger Helfer von „Mecklenburg Inspiriert“ — dem internationalen Künstleraustauschprogramm in Kühlungsborn — klärt auf: „Performance-Künstlerin Christine Comeau aus Quebec in Kanada bereist mit ihrem Projekt ‚Three Thousand Years of Wandering‘ die Welt. Ihr Thema ist die nomadische Gesellschaft zwischen Mobilität und der Suche nach einer Heimat.“ Die Künstlerin möchte mitteilen: Alles befindet sich in Bewegung und im ständigen Wandel. Die 32-Jährige tourt mit ihrem Projekt seit sechs Jahren und war bisher schon in Portugal, Schweden, USA und Kanada unterwegs. Christine Comeaus Kostüme, die in jeder Bewegung einschränken, spielen eine zentrale Rolle. Sie werden zu einer Art zweiten Haut und geben den Trägern somit ein neues Gefühl für ihren Körper und ihre Umgebung. Um dies alles auszudrücken, arbeitet sie meist auch mit kleinen und großen Zelten. Die französisch sprechende Künstlerin braucht üblicherweise bis zu sechs Monate für ihre Projekte. Diesmal standen ihr nur vier Wochen zur Verfügung. So fand Christine Comeau nicht genug Zeit, um Zelte zu konstruieren — die das Zuhause, das jeder in sich und mit sich trägt, darstellen. Wie auch in ihren anderen Projekten nahm sich Christine Comeau in Kühlungsborn des Körperkults in unserer Gesellschaft an. „Niemand ist perfekt“, sagt sie und schlurft mit dem blauen Ganzkörperanzug — mit Haifischflosse auf dem Rücken und mittels Klettband an einen weiteren Künstler gebunden — auf der Seebrücke entlang. Christine Comeau ist ein eher in sich gekehrter Mensch. Ihr Blick scheint wie beim Stummfilmkomiker Buster Keaton während der performten Installation durch die Menschen hindurchzugehen. Ihr zur Seite stand der Schriftsteller und Übersetzer Jeremy Tiang. Der 34-Jährige stammt aus Singapur und lebt in England. Die Performance wurde von Sascha Röhricht und einem Maler aus Ägypten, Kareem Helmy, als Postkartenserie dokumentiert, die später veröffentlicht wird. Eine Auswahl der Fotos wird neben den Werken der anderen Künstler, die am Programm von „Mecklenburg Inspiriert“ teilnehmen, am 9. März in der Kunsthalle zu sehen sein.

 

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