OZ vom 14.09.2011
Klein Nienhagen (OZ) - Eine Enten-Großfamilie läuft schnatternd über die Wiese, Apfel- und Pflaumenbäume biegen sich unter der Last der prallen Früchte, im Hintergrund sonnen sich Pferde auf der Weide. Auf dem Gutshof Klein Nienhagen wirkt jeder Quadratmeter wie die pure Landidylle aus dem Bilderbuch. Das sah man beim Hamburger Verlag Gruner+Jahr offenbar genauso. Das Oktober-Heft der Reihe „Geo Saison“ setzte den Ferienhof aus der Nähe von Kröpelin (Landkreis Rostock) auf den ersten Platz seiner Liste der schönsten Landhotels. Auch das Titelbild wurde hier gemacht. „Das ist eine tolle Bestätigung“, sagt Gutsherr Jan Glöe (55). Er lebt mit seiner Frau Bianca (48), Tochter Catharina (13), 30 Pferden, sieben Hunden, einigen Katzen und vielen Enten auf dem ehemaligen Rittergut. Zu den ständigen Bewohnern gehören auch der Künstler Sascha Röhricht (25) und die Wolfsburgerin Lisa Redmer (17), die in dem Betrieb ein Freiwilliges Ökologisches Jahr macht.
„Landhotel stimmt eigentlich nicht“, sagt Bianca Glöe. Genau gesagt sei der Hof eine Kombination aus Reitanlage, Ferienwohnungen und Tagungszentrum. Viele Familien verbringen ihren Sommer-Urlaub in dem mehr als 260 Jahre alten Gutshaus. Das ehrwürdige Gemäuer war schon Kulisse für Oldtimer-Treffen, Führungskräfte-Seminare und Reiturlaube. Schauspieler Fritz Wepper stand hier für eine Folge des TV-Krimis „Mord in bester Gesellschaft“ vor der Kamera. Die Reifenfirma Fulda baute für eine Mitarbeiter-Feier eine 80 Meter lange Tafel vor dem Haus auf. „Wir haben viele Stammgäste“, sagt Bianca Glöe. Rund zwei Dutzend Brautpaare geben sich jedes Jahr ihr Jawort im sonnigen Wintergarten. Wenn gerade nicht geheiratet wird, nutzen ihn die Seminargäste. „Das ist der schönste Frühstücksraum, den ich kenne“, sagt Helmut Schiffner (58). Der Bayer ist bereits zum fünften Mal in Klein Nienhagen zu Gast. Er schwärmt von der Atmosphäre und der „wunderbaren Ruhe“ des Ortes. Seit 1996 lebt das Ehepaar Glöe auf den Hof. Sie kamen ohne die Absicht, ein florierendes Gastgewerbe zu gründen. „Das hat sich nach und nach so entwickelt“, sagt Jan Glöe. Heute bietet das Unternehmen Platz für bis zu 70 Übernachtungsgäste. Es gibt drei fest angestellte Mitarbeiter und bis zu 20 Aushilfen. Jan Glöe stammt, wie seine Frau, aus Schlewig-Holstein. Der Diplom-Kaufmann wuchs auf dem Lande auf. An den Wänden vom Foyer und der Bibliothek zeugen Dutzende Jagdtrophäen von seinem Hobby. Zwei Millionen Euro investierte das Paar in den Um- und Ausbau des Gutshauses. Vor einigen Jahren hängte der Hausherr seinen Job in einer Unternehmensberatung an den Nagel, um sich ganz um den wachsenden Betrieb zu kümmern. „Ich habe mir einen Traum verwirklicht“, sagt er. Eine Woche lang nahmen die Mitarbeiter von „Geo“ im Juni den Hof unter die Lupe. Tochter Catharina stand mit Trakehner-Hengst „Amadeus“ Modell für Fotos. Zwei Tage dauerte es, bis allein das Titelbild im Kasten war. Weil die Bilder Herbst-Atmosphäre versprühen sollen, musste die Gutsfamilie in warmen Pullovern posieren — mitten im schönsten Hochsommer-Wetter.
Gerald Kleine Wördemann