Auf der Suche nach dem Ursprünglichen

Die Ostseezeitung berichtete:OZ/LOKAL/DBR vom 13.09.2011

Der 25-jährige Sascha Röhricht präsentiert in Klein Nienhagen in einer Ausstellung Bilder seiner Arbeit. Er ist ein Suchender. „Derjenige, der findet, kann sich zur Ruhe setzen. Meine Arbeit ist Kreativität und bereitet Unruhe. Ich jedoch muss suchend unterwegs sein, auf Wanderschaft und Neues entdecken“, sagt Sascha Röhricht von sich. Seine erste Kunstausstellung trägt den Titel „agra cultura — Acryl-Collagen- Lyrik-Fotografie“ und ist bisher ohne zeitliche Begrenzung in der Remise auf dem Gut Klein Nienhagen zu sehen. Röhricht suchte nach Ursprünglichem. „Sind wir noch ein Teil der Landwirtschaft? Wie bestimmt die Landwirtschaft unser Leben?“ Fragen, die der 25-Jährige nun in seiner Ausstellung aufarbeitete. Es sind in gewisser Weise auch Installationen. So lässt Sascha Röhricht Schilfgras auf und über die Leinwand „hinaus wachsen“. Baut Nester aus Stroh auf Leinwänden. Fand zerschlagene Vogeleier, Metall, Papier, Stroh und verarbeitete sie in seinen Werken. An jeder der 14 Collagen hängt ein Foto mit einer Ausschnittfotografie. Auf der Rückseite schrieb er eigene Lyrik. Sie ist zornig, betrübt, nachdenklich und selten unbekümmert. Während Röhricht schon seit zehn Jahren schreibt, ist Malerei ein neues Gebiet für ihn. Fast schon brutal oder zumindest verwirrend erscheint für den Betrachter ein Bild, welches im Zentrum eine echte tote Schwalbe enthält. „Auch sie fand ich am Ackerrand. Der Tod gehört zum Leben, man kann ihn nicht ausblenden“, sagt Sascha Röhricht und wirkt dabei so, als ob er mehr wüsste und einen ganzen Sack an Lebenserfahrung aufweisen könnte, ohne Arroganz. Nur eben weiser, als sein Alter vermuten lässt. „Die Papiere sind Aktienentwicklungen aus einer Zeitung. Heutzutage bestimmen doch nicht mehr die Bauern über ihre Arbeit, sondern sie werden von Spekulanten bestimmt“, sagt er. „Die Bauern sind vom Aktienmarkt abhängig geworden. Was das für Auswüchse hat und für die Landwirtschaft bedeutet“, macht sich Sascha Röhricht Luft. Obwohl er dabei immer ruhig bleibt. Der gebürtige Görlitzer ist kein Mensch vieler Worte. Eher ein Nachdenklicher, der auf der Suche nach dem Sinn, nach dem Warum, der von Menschen erschaffenen Lebensart ist. „Die Erde ist das Elementare. Unverzichtbar für die Menschen, zur Nutzung schon in den frühen Kulturen. Ich finde, es ist verschwunden aus unserem Alltag, wo der Supermarkt die Ursprünge nicht mehr erkennen lässt. Es wurde abstrakt.“ Und deshalb ist auch der Großteil seiner Bilder abstrakt. Der Titel des Bildes „kultiviert“ wirkt harmlos. Es handelt jedoch von Knechtschaft der Bauern und Lehnsherren, die niemals hinter Gittern kamen, wenn sie ihre Bauern schlecht behandelten. 14 Fotos zumeist mit grafischen Fotos von Feldern hängen einfach an den Stützbalken. Sascha Röhricht war auf Wanderschaft, als bei uns der G8-Gipfel anstand. Er wollte sich darüber klar werden, was er mit seinem Leben anfangen soll. Was studieren und wo? Oder auch lieber gar nicht? Er landete auf dem Gut Klein Nienhagen und blieb mit einem Jahr Unterbrechung dort. Ist zuständig für alles Mögliche und auch als freiwilliger Helfer im Kulturverein „Mecklenburg Inspiriert e.V.“ tätig, dessen Vorstand Jan Glöe vom Gut ist. „Ich bin ein klassischer Autodidakt“, sagt Sascha Röhricht in Bezug auf Kunst. „Aber das wird nicht die letzte Ausstellung sein.“ 

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